Immer wieder begegnen mir in meinen Shoppings und Beratungen von Kunden verschiedenste „Stilregeln“.

Im Bezug auf den eigenen Typ/ die Figur/ das Alter z.B. folgende:

  • mit meiner Kleidergröße kann man so etwas Enges nicht tragen
  • mit meiner blassen Haut kann ich diese Farbe nicht tragen
  • zu einem eleganten Rock kann man keine sportlichen Schuhe tragen
  • bei meiner Größe kann ich keine langen Röcke oder Kleider tragen oder für diesen Look muss man groß sein
  • in meinem Alter kann ich diesen Trend, diese Länge, diese Farbe nicht mehr tragen

Aber es gibt auch noch etliche weitere Regeln, die viele von uns verinnerlicht haben:

  • Schwarz plus Blau/ Braun/ Pastell passt nicht zusammen
  • Schwarz macht alt/ blass/ schlank
  • zu engen Hosen muss man weite (oder/ und lange) Oberteile kombinieren
  • zu weiten Unterteilen sollte man schmale Oberteile stylen
  • zum Kleid oder Rock sehen Pumps oder Schuhe mit Absatz am besten aus

Ich könnte die Liste noch sehr viel weiter führen…Nun ist aber doch die Frage, was ist dran an diesen Regeln? Helfen sie uns dabei, uns „gut“ zu kleiden und die „richtigen“ Kleidungsstücke zu finden? Und viel wichtiger – sind sie eine Anleitung dafür, dass wir unseren Stil finden?

Ich hatte bereits in anderen Artikeln das Thema Stil thematisiert. Hierin hatte ich euch z.B. einige Ideen und Tipps aufgeführt, wie ihr euch einem coolen und vor allem individuellen Stil annähern könnt, solltet ihr noch auf der Suche sein. Und damit bin ich auch schon beim, meiner Meinung nach, wichtigsten Punkt der (gerade übrigens wieder topaktuell international geführten) Diskussion rund um die Frage „Was ist (guter) Style“ und „Kann man Stil lernen“ (übrigens auch aktueller Titel der „Zeit Wissen“). Und welche Rolle spielen Stilregeln wie die oben aufgeführten dabei?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurz und knapp: Dogmatische Stilregeln und DON’TS funktionieren in der Mode nicht. Zumindest empfinde ich sie an nicht mehr zeitgemäß. Einige Guidelines helfen mit Sicherheit dabei ein Grundverständnis dafür zu entwickeln, wie

  • unterschiedliche Materialien miteinander wirken
  • welche Passformen die eigene Silhouette oder bestimmte Körperpartien wie betont
  • welche Farben welche Wirkung (an mir) haben
  • welche Outfits und Zusammenstellungen bestimmten Dresscodes entsprechen

Die Krux jedoch ist, dass Stilregeln Regeln sind und diese ein Individuum nie komplett erfassen. Das heißt, einfach gesagt, Regeln denken in Kategorien und fixen Begrifflichkeiten. Wir sind weder Buchstaben, noch Äpfel oder Birnen. Und auch Kibbes Prinzip kommt nicht umhin Kategorien zu schaffen; zwar arbeitet er ohne Schönheitsideal (und die entsprechende Fokussierung darauf, was „schmeichelnd“ ist (was leider in den allermeisten Fällen nach wie vor „schlank machend“ bedeutet)), aber auch er schafft starre Typen wie den „romantic, classic oder dramatic type“ die er anhand von Linien, Rundungen und Knochenstruktur zuordnet. Yin und Yang sind Teil des Systems und hier wird in erster Linie zwischen „männlichen“ harten klaren und „weiblichen“ weichen kurvigen Linien und Strukturen unterschieden. Hmm, klingt nicht gerade modern. Und auch der Zusammenhang zwischen äußerlichen Merkmalen und Charaktereigenschaften erscheint mir fragwürdig.

Ich denke, wir sollten weniger versuchen zu optimieren und dafür wenig flexibles und zeitgemäßes Kategoriendenken zur Hilfe nehmen als vielmehr damit zu beginnen uns zu fragen:

  • was lieben wir an uns
  • in welcher Kleidung fühlen wir uns pudelwohl
  • welches Stilelement zieht sich seit Jahren durch unseren Kleiderschrank
  • welche Stücke tragen wir immer und immer wieder und was macht sie aus (Material, Schnitt, Farbe)
  • was wollen wir mit unseren Outfits aussagen bzw haben wir eine charakteristische und wiedererkennbare Aussage in unserem Stil

 

Und dann dazu übergehen uns von den starren Regeln zu lösen und auf unsere Intuition zu hören und so einen authentischen Stil zu entwickeln. Das ist ein Prozess (!) zu dem auch viel Ausprobieren und sicherlich auch der ein oder andere Outfit-Fail gehören, aber es lohnt sich.

Darüber hinaus ist das „Was und Wieviel“ für jeden absolut individuell und damit unterschiedlich. Das heißt zum einen:

  • die Art der Kleidungsstücke ist zu 100% individuell: du liebst den Boho-Vibe von Chloé und liebst Sienna Miller, wie sie in den 2000er und 2010ern gestylt war bis heute? Kate Moss und ihr Rock Chic & Free Spirit Vibe ist dein Idol für immer? Oder liebst du den classy Look von Kate Middleton, die geraden Linien und klaren Farben einer Annalena Baerbock? Oder den edlen und dennoch immer edgy-grungy Style der Olsen Twins? Wer auch immer deine Stilikone ist – es gibt kein Richtig oder Falsch, es gibt lediglich authentisch und weniger glaubwürdig. Je konsequenter du deinen Styles lebst und liebst und je mehr du es schaffst, Trends mehr als Optionen als als „Must Haves“ (wie vom Marketing der Modeindustrie gewollt) anzusehen, umso weiter bist du auf der Reise zu deinem ganz persönlichen Style, mit dem du dich immer am wohlsten fühlen wirst.
  • die Anzahl der Kleidungsstücke, die man besitzt, ist nicht vordefiniert. Der eine ist mit einer minimalistischen „Capsule Wardrobe“ von (so der klassische Vorschlag) rund 30 Teilen perfekt aufgestellt und happy, der andere braucht 50 Teile um ausreichend – mit seinem/ihrem Stil oder ihrem Tagesgefühl „spielen zu können“. Und dann gibt es Menschen, deren Kreativität (und hoffentlich auch ihre Wohnsituation ;)) mehr braucht und die es genießen aus ihrem „Fundus“ immer wieder neue Outfit-, und Kombinationsmöglichkeiten kreieren zu können.

Soviel zu meinen Gedanken und meiner Philosophie was Stilregeln und einen eigenen Style angeht. Solltet ihr nun Lust bekommen haben euren Stil zu finden oder weiterzuentwickeln, dann unterstütze ich euch sehr sehr gern dabei. Beim Kleiderschrankcheck oder Personal Shopping erkläre euch z.B. ein paar grundlegende Prinzipien wie man ein spannendes Outfit zusammenstellt und selbstverständlich sprechen wir auch darüber, was du gerne betonen oder nicht so gerne in den Vordergrund stellen möchtest und wie das funktioniert. Stilregeln sind dabei Guidelines, die wir einsetzen wo sie Sinn machen und, wenn du Lust hast, genauso mit Mut und Freude außer Kraft setzen.

Denn schließlich fühlen wir uns nicht jeden Tag gleich, sind aber immer zu 100% unique und einzigartig. Das sollten wir auch in unserer Kleidung und bei unserem Stil zeigen dürfen – wenn uns danach ist.

 

 

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Beginne mit den „einfacheren“ Kategorien, z.B. Socken, Strumpfwaren (Leggings, Strumpfhosen), Wäsche etc. Kontrolliere in erster Linie auf Zustand.

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